Unter den mehreren hundert Zuschauern auf dem Schalker Trainingsgelände waren die Autogramme des Youngsters besonders begehrt. Gegenüber den wartenden Journalisten betonte Draxler noch einmal, wie froh er darüber ist, dass er zum Auftakt erneut das königsblaue Dress überstreifen darf.
Statt in Gelsenkirchen hätte Draxler auch auf einem englischen oder einem spanischen Trainingsplatz stehen können. Zwar will Schalkes Nummer zehn keine Vereinsnamen nennen, doch er verriet immerhin, dass die Angebote aus diesen beiden Ländern kamen. „Alles andere hätte aber auch keinen Sinn gemacht“, betonte er, dass andere Ligen für ihn sowieso keinen wirklichen Reiz darstellen.
Draxler vermittelte glaubhaft den Eindruck, dass es ihm tatsächlich darum geht, beim Verein mit der für ihn persönlich besten Perspektive zu spielen und nicht bei einem Klub, der es ihm erlaubt, seine Taschen in möglichst kurzer Zeit mit möglichst viel Geld zu füllen. „Klar würde ich lügen, wenn man nicht überlegt bei solchen Angeboten“, gibt der 19-Jährige zu. „Es wäre reizvoll gewesen, aber hier ist es ähnlich reizvoll. Schalke gehört auch zu den größten Klubs in Europa. Ich habe eine Menge Geld ausgeschlagen, aber es ist nicht so, dass ich auf Schalke nur von Wasser und Brot leben muss.“
Nun steht Draxler bis 2018 beim FC Schalke 04 unter Vertrag. Die Ausstiegsklausel von 45 Millionen Euro stellt allerdings eine Art Damoklesschwert dar. Im nächsten Jahr droht erneut der Abgang und den Fans damit eine ähnlich schmerzhafte Erfahrung, wie sie auch die Anhänger des großen Rivalen aus Dortmund mit ihrem Superstar aus der eigenen Jugend Mario Götze machen mussten. Derlei Gedanken unter den Fans will Draxler allerdings beiseite wischen. „Es ist Quatsch zu behaupten, dass ich nur noch ein Jahr auf Schalke bin. Ich werde nächstes Jahr neu überlegen müssen, aber das ist jetzt noch weit weg.
„Ich erhoffe mir, in der Zentrale aufzulaufen“
Viel näher liegt da nun die anstehende Saison mit Schalke, in der Draxler eine deutlich zentralere Rolle einnehmen könnte, als er es in der Vergangenheit eh schon getan hat. Zentral bezieht sich in diesem Fall wohlgemerkt gleichermaßen auf seine Wichtigkeit für die Mannschaft, als auch auf seine Position auf dem grünen Rasen. Nach dem Abgang von Raffael wird wohl Draxler die Position einnehmen, die seine neue Rückennummer zehn vermuten lässt. Im zentralen Mittelfeld könnte er nun die Fäden des Schalker Spiels ziehen.
Dass er gerne dort spielen würde, daran lässt er keinen Zweifel: „Ich erhoffe mir, in der Zentrale aufzulaufen, habe mich aber auch auf links gut weiterentwickelt. Die Hauptsache ist, dass ich auf dem Platz stehe.“ Dass er Stammspieler sein wird, daran besteht kein Zweifel. Um ihn herum bieten sich dem Trainergespann um Jens Keller und seinen neuen Assistenten Peter Hermann interessante Möglichkeiten. Mit Leon Goretzka, Max Meyer oder Christian Clemens stehen einige interessante Talente zur Verfügung. „Aus dem Personal lässt sich sicher etwas basteln. Das wird ein spannender Konkurrenzkampf“, ist Draxler überzeugt.
Die Talente und die Neuzugänge lassen hoffen, dass es für Schalke eine gute Saison wird. Platz eins sei naturgemäß an die Bayern vergeben, ist sich Draxler sicher, doch dahinter sei alles möglich. Läuft die Spielzeit tatsächlich so erfolgreich, dann wird auch Draxler seinen Anteil daran haben und es werden zwangsläufig wieder Diskussionen über seine Zukunft beginnen. Wer ihn allerdings über Schalke 04 reden hört, kann den Eindruck gewinnen, dass er sich auch im nächsten Jahr für einen Verbleib entscheiden könnte. In diesem Sommer hat er sich auf alle Fälle „reichlich Gedanken gemacht und alle Szenarien durchgespielt.“ Trotz der immer bestehenden Gefahr einer schweren Verletzung, die ihm die Möglichkeit eines Wechsels in Zukunft vielleicht verbauen könnte, traf er die Entscheidung pro Schalke. War hat letztlich den Ausschlag gegeben? „Es war eine Sache des Herzens“, sagt Draxler.